Für eine sichere Reise ans heilige Wasser

Alle drei Jahre treffen sich Millionen von Hindus in Indien, um Teil des gigantischen spirituellen Ereignisses Kumbh Mela zu sein. Damit die Menschenmassen reibungslos zu ihrem Ziel gelangen und sich in den heiligen Flusswassern Indiens waschen können, bedarf es präziser Planung. Siemens Mobility modernisierte pünktlich zum Start des Festes, das von Januar bis März 2019 dauerte, drei Stellwerke auf einen moderneren Standard.

Bunte Menschenmassen schieben sich durch die geschäftigen Straßen Allahabads. In diesem Jahr reisten mehr als 130 Millionen Menschen in die Millionenstadt, die im Vorfeld der Feierlichkeiten in Prayagraj umbenannt wurde. In einem 45 Quadratkilometer großen Gebiet der Metropole fließen die drei dem Hindu-Glauben nach heiligen Flüsse Ganges, Yamuna und Sarasvati zusammen. Das Baden in diesen heiligen Gewässern verheißt Glück und Befreiung von Sünden. Zu einer bestimmten Planetenkonstellation potenziert sich für die Gläubigen die reinigende Wirkung des Wassers – während dieser Zeit findet die Kumbh Mela statt (s. Infokasten).

Expertise bewiesen

Die lokale Verwaltung hatte vorgesorgt und die wohl größte, jemals gebaute Zeltstadt mit einem 250 Kilometer umfassenden Straßennetz und 22 Pontonbrücken errichtet. Hier kommt die indische Eisenbahngesellschaft ins Spiel, die weltweit über das viertgrößte Schienennetz verfügt und die viele Pilger zur Anreise nutzen. 800 zusätzliche Züge wurden eingesetzt – fast das Vierfache der Züge, die normalerweise an den elf Bahnsteigen im Bahnhof von Allahabad ankommen. Eine wahre Mammutaufgabe, die das Unternehmen unter anderem mit Hilfe eines Siemens-Ingenieurteams stemmen konnte. Nach der Vertragsunterzeichnung am 30. Juni 2017 unterstützten die Ingenieure den Betreiber mit ihrem Wissen und ihrer Technologie, um die Transportkapazitäten enorm zu erweitern und die vielen zusätzlichen Passagiere sicher und verlässlich zu transportieren.

Auf tausende von Reisenden vorbereitet

Das Gesamtprojekt wurde in verschiedenen Phasen ausgeführt. Die Siemens-Ingenieure reaktivierten ein 24 Jahre altes Stellwerk und modernisierten zwei weitere Stellwerke an den Bahnhöfen von Allahabad, Varanasi und Manduadih – sie liegen innerhalb eines Radius‘ von 130 Kilometern. Das Team modernisierte die bis dahin mechanische Signaltechnik in Manduadih und installierte stattdessen ein auf ausschließlich elektrischen Schaltungen basierendes Relaisstellwerkssystem („Route Relay Interlocking“, kurz RRI). So war die Technik auf den erwarteten Ansturm von Passagieren anlässlich der Kumbh Mela vorbereitet. Und zwar gerade noch rechtzeitig, um die strengen Terminvorgaben des indischen Bahnvorstands zu erfüllen. „Dank unserer Unterstützung konnte das System termingerecht in Betrieb genommen werden“, sagt Prashant Rode, Senior Manager bei Siemens Mobility in Indien.

Zugfrequenz erhöht

In Varanasi modifizierte das Team ein altes Relaisstellwerk, damit bisher eingleisige Strecken zweigleisig ausgebaut werden konnten. „Varanasi ist ein vielfrequentierter Rangierbahnhof für 602 Strecken. Die notwendigen Umbauarbeiten waren daher eine echte Herausforderung. Seit der Inbetriebnahme können ankommende und abfahrende Züge zeitgleich abgefertigt werden, was die Flexibilität am Rangierbahnhof deutlich erhöht. Northern Railways ist nun entsprechend auf die Sonderzüge zum Kumbh Mela vorbereitet,“ sagt Swati Khale, Engineering-Chef für Siemens-Mobility in Indien.

Mehr als 40 neue Streckenverbindungen

Am Bahnhof Allahabad wurde ein zusätzlicher Bahnsteig gebaut, sodass das Siemens-Team auch hier das alte Relaisstellwerk modifizierte und für die neuen Anforderungen auslegte. Dank neuer Signaltechnik verfügt Allahabad inzwischen über 41 neue Strecken und konnte den neuen Bahnsteig in Betrieb nehmen. Die Gesamtzahl an Streckenverbindungen hat sich durch das Upgrade des 25 Jahre alten Siemens-Relaisstellwerkssystems auf 576 erhöht – dies bedeutet mehr Flexibilität und mehr Zugbewegungen.

Mit diesem Projekt zeigte Siemens erneut, dass das Unternehmen nicht nur hochentwickelte europäische Märkte bedient, sondern maßgeschneiderte Lösungen für viele verschiedene Märkte und lokale Ansprüche bietet. „Wir haben das umgesetzt, was für unseren Kunden Indian Railway wichtig war. Das RRI-System wurde von uns rechtzeitig vor der Kumbh Mela und unter Beachtung strengster Terminvorgaben installiert. Dank der modernen Technologie und starken Kundenfokussierung konnte unser Kunde noch eingleisige Strecken zu zweigleisigen ausbauen. Von dieser größeren Flexibilität und einfacheren Handhabung profitierten tausende Pilger, die mit dem Zug zu den Kumbh Mela-Feierlichkeiten anreisten“, sagt Manish Agarwal, Vertriebsleiter für Infrastruktur bei Siemens Mobility in Indien.

29.3.2019

Bildquellen: Siemens Mobility

Die Kumbh Mela findet alle drei Jahre statt – und zwar immer dann, wenn Jupiter, Sonne und Mond in bestimmter Konstellation zueinander stehen. Dem Glauben nach befreit während dieser Zeit ein Bad in den heiligen Flüssen besonders stark von Sünden und verheißt Unsterblichkeit. Die vier Städte Allahabad (jetzt Prayagraj), Haridwar, Ujjain und Nashik beteiligen sich im Rotationssystem an der Ausrichtung des Festes, von dem es verschiedene Arten gibt. 2019 fand das größte religiöse Fest der Welt vom 15. Januar bis zum 4. März in Prayagraj statt. Berichten zufolge sollen mehr als 130 Millionen Pilger daran teilgenommen haben.

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